Plinio Corrêa de Oliveira

 

 

Revolution und Gegenrevolution

 

 

 

 

 

 

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Erster Teil, III. KAPITEL, 5. Sie ist prozessualer Natur

B. Pseudoreformation und Renaissance

Dieser neue Geisteszustand beinhaltete ein starkes, jedoch mehr oder weniger uneingestandenes Verlangen nach einer neuen Ordnung der Dinge, die grundlegend verschieden sein sollte von der, die im 12. und 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Seinen Ausdruck fand dieses Verlangen in einer übertriebenen, ja oft geradezu überspannten Bewunderung für die antike Welt. Zwar versuchten der Humanismus und die Renaissance einen frontalen Zusammenstoß mit der alten, mittelalterlichen Tradition zu vermeiden, doch ihre Entwicklung tendierte eindeutig dahin, die Kirche, das Übernatürliche und die moralischen Werte der Religion auf eine untergeordnete Ebene abzudrängen. Der von heidnischen Moralvorstellungen geprägte Mensch, den die erwähnten Bewegungen in Europa als Vorbild hinstellten, sowie das ihm entsprechende Kulturleben waren bereits die direkten Vorläufer des gewinnsüchtigen, sinnesfreudigen, laizistischen und pragmatischen Menschen unserer Tage und dieser materialistischen Kultur, die uns zu verschlingen droht. Die Anstrengungen in Richtung auf eine christlich geprägte Renaissance vermochten es nicht, jene Faktoren im Keim zu erstikken, die allmählich den Triumph des Neuheidentums bewirkten.

In einigen Teilen Europas kam es dennoch nicht zum förmlichen Abfall, da sich ihm ein starker Widerstand entgegensetzte. Und selbst da, wo er von den Seelen Besitz ergriff, wagte er es wenigstens anfangs kaum, den offenen Bruch mit dem Glauben herbeizuführen.

In anderen Ländern Europas wurde der Angriff gegen die Kirche jedoch ganz offen geführt. Der Protestantismus ist das Kind des Hochmutes und der Sinnlichkeit, deren Befriedigung das heidnische Glücksverständnis ausmacht.

Der Hochmut brachte den Geist des Zweifels, der freien Untersuchung und naturalistischen Auslegung der Heiligen Schrift mit sich. Er führte zur Auflehnung gegen die kirchliche Autorität, die wir in allen Sekten als Leugnung des monarchischen Charakters der Weltkirche, das heißt als Aufstand gegen das Papstum antreffen. Die radikalsten unter ihnen lehnten auch die Bischöfe ab, die als Fürsten der Kirche eine Art Hochadel derselben bilden. Andere wieder verwarfen sogar das hierarchische Priestertum und sahen darin nicht mehr als die Vertretung des Volkes, dem allein die wahre priesterliche Gewalt zustehen sollte.

Auf moralischem Gebiet feierte im Protestantismus mit der Abschaffung des kirchlichen Zölibats und der Einführung der Ehescheidung die Sinnenfreude ihren Triumph.


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