Der hl. John Fisher und die Fäulnis der Kirche in England

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Plinio Corrêa de Oliveira
  1. Juni 1965a
Heute ist das Fest des hl. John Fischer, Bischof und Märtyrer, Kardinal, Bischof von Rochester. Henry VIII. aus Hass auf den katholischen Glauben und den Primat des römischen Papstes befahl seine Enthauptung im 16. Jahrhundert.
Die Haltung des heiligen John Fischers, der Leidensgenosse im Martyrium des hl. Thomas Morus war, scheint uns umso lobenswerter, da er zu seiner Zeit vollständig isoliert war. In der Tat wissen wir, dass es in der Kirche von England einen allgemeinen Abfall vom Glaube gab und dass einer der schrecklichsten Aspekte des Protestantismus in England, der Protestantisierung Englands, genau die Trägheit und die Leichtigkeit, mit der die Masse der englischen Katholiken zum Protestantismus übergegangen ist.
Das heißt, durch ein einfaches politisches Interesse, eines einfachen persönlichen Vorteils und Karriere, von diesen oder jenen kirchlichen Würdenträgern, wechselten sie die ehrloserweise die Religion, und dies normalerweise, ohne Gewissensdramen und nichts, was beweist, dass die gesamte religiöse Struktur Englands faul war; eine Fäulnis, die seit der Zeit unseres bekannten hl. Tomás Becket kam, genauer gesagt vom Misserfolg des hl. Thomas Becket.
Die Tatsache, dass er getötet wurde und die von ihm geführte Bewegung besiegt wurde, legte schon damals dem König von England die anglikanische Kirche in die Hände, und die englische Kirche fiel in eine Art Krise, in der sie sich, schon zu dieser Zeit, bequem in die Hände der zeitlichen Macht stellte. Damit machte sie eine Art Bund mit der Trägheit der Welt, mit den Vorteilen der Welt, einem Pakt zur Annahme der Verweltlichung und Laisierung. Sie nahm eine vorrevolutionäre Haltung ein, so dass sie vollständig mit dem revolutionären Geist befallen war, als Heinrich VIII. kam und das Schisma [gegen] den Papst machte. Die Kirche war also vorbereitet durch einen langen vorausgegangenen Fäulnisprozess.
Einige Märtyrer ausgenommen: Die Anzahl der Märtyrer war etwas höher als oft gesagt. Meistens waren sie nicht nur Thomas Morus und John Fischer, sondern auch andere Märtyrer – zum Beispiel die berühmten Kartäuser, die alle auf des Königs enthauptet wurden – trotzdem war die Anzahl der Märtyrer unbedeutend klein.
Aus diesen Vorstellungen finden wir einige Lehren. Das erste ist: Wie diese Dinge von weit herkommen und wie die aufeinanderfolgenden Verrate, die großen Katastrophen vorbereiten. Es waren Jahrhunderte zwischen dem hl. Tomás Becket und Heinrich VIII. und doch begann schon damals die Fäulnis, und die Kirche begann sich auf die komplette Zerstörung vorzubereiten. Wenn schließlich der Angrif der Versuchung kommt, lässt sie vollständig mitziehen.
Wir hier haben etwas Ähnliches wie die zeitgenössische Situation der Kirche. Das heißt, bevor der Liturgizismus erschien, bevor der Progressismus erschien, gab es ein totales Verschimmeln des katholischen Elements, was sich aus einer Trägheitshaltung angesichts der Positionen der französischen Revolution ergab. Eine Annahme ohne „Arrière Pensée“ (Hintergedanken) der am meisten imprägnierten demokratischen Formen des Geistes von Rousseau; Annahme der Trennung zwischen Kirche und Staat; Faule und kurzsichtige Übernahme der ganzen modernen Atmosphäre, die in die Gesellschaft eindrang.
Damit ein Zustand der Tonlosigkeit, der Gleichgültigkeit der Lehre, der Sympathie mit allen Arten von Irrtum, einem Zustand, der natürlich zum Brennmaterial führte, als die erste Flamme des Progressismus erschien. Wir sehen also, dass die gesamte Masse der katholischen Bewegung heute einen enormen neuen Fehler eintaucht, der aufgrund von Zugeständnissen, die sich vor langer Zeit darauf vorbereitet hatten, praktisch eine Religionsänderung zu betreiben. Sie sehen, dass die Geschichte sich wiederholt und dass es die großen Prozesse von Atonie und Weichheit, Indifferentismus sind, die die katholische Masse auf der größten Abtrünnigkeit vorbereiten.
Aber daneben sehen wir auch etwas Schönes: Es ist die Beständigkeit der Heiligkeit der Kirche, denn trotz all dieser Traurigkeit ist es immer noch in der Kirche, wo die Märtyrer gefunden werden; Es ist immer noch in der Kirche, dass Männer eines bewundernswerten Charakters gefunden werden, die alles vorziehen, als dem Gegner nachzugeben und ihr eigenes Leben aussetzen, die alles aussetzen, was sie haben, um der wahren Tradition und kirchlichen Kontinuität treu bleiben.
Das heißt, selbst wenn Fäulnis in das katholische Milieu eindringt, selbst da bringt die Heiligkeit der Kirche wahrlich außergewöhnliche Früchte hervor, aber so wunderbare wie außerhalb der Kirche nicht gefunden werden. Und da sehen wir, dass die Kirche, zur gleichen Zeit da sie verraten wird, sie verleugnet wird, ein denkwürdiges Aufleuchten hervorbringt, die ihre Göttlichkeit beweisen, und wir sehen da eine Art kontinuierliche Bestätigung des Beistands des Heiligen Geistes der Kirche. Dies scheint mir, dass es die angebrachteste Reflexion ist, die wir über das Martyrium des heiligen John Fischers machen können.
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Ich möchte Ihnen sagen, dass es mich sehr erfreut hat, wie meine Anfrage zur Anwesenheit einer ununterbrochenen Rotation von Gebeten für eine Gnade, die wir heute bekommen wollten. Es hat mich gefreut, weil wir immer mehr als alles andere beten sollten und die innere Überzeugung dieser Wahrheit äußerte sich gut in dem was heute passiert ist. Wir müssen unserer Lieben Frau danken, die Großzügigkeit gehabt zu haben, in dieser Form der Einladung zu entsprechen. Es ist wahr, dass es scheint, dass wir die Gnade nicht bekommen haben, den wir wollten.
Aber in erster Linie ist es wahr, dass wir sagen müssen, dass wir aufgrund dieser Gebete es immer noch bekommen können. Und dann werden unsere Gebete, auch wenn sie nicht erhört wurden, auf andere Weise erhört. Denn unsere Gebete hören nie auf, erhört zu werden. Wenn wir hier nicht erhört wurden, bekommen einen anderen Gefallen, der aus den gleichen Gebeten entsteht und manchmal eine größere und kostbarere Gnade ist, als die, um die wir baten. Vergebliche Gebete, gibt es nie. Und es gewiss unbestreitbar, dass wir unsere Zeit mit Gebeten gestern und heute nicht vergeudet haben.
Dieses Vertrauen muss uns am Ende dieser Gebetsvigil ermuntern. Lass uns nun beenden.

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Aus dem portugiesischen von „São João, Fischer Cardeal e Martir“, Vortrag am 25. August 1965.

Die deutsche Fassung dieses Vortages „Hl. John Fisher, Kardinal und Märtyrer“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

 

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