Der hl. Ludwig von Montfort über die Sklaven und Kämpfer Mariens

Aus dem Flammengebet des Heiligen (*)

„Sende Priester, frei von irdischer Anhänglichkeit, losgeschält von allem, von Vater und Mutter, von Brüdern und Schwestern, ohne Eltern dem Fleische nach, ohne Freunde der Welt nach, ohne Güter, frei von Hindernissen, und selbst vom eigenen Willen.“

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Selbstverständlich haben wir eine sehr genaue Vorstellung der Aufgaben der Priester; es wäre aber interessant, wenn wir ein genaues Wissen über unsere eigenen Aufgaben hätten. Wenn wir schon Sklaven Mariens sein wollen, ist es angebracht zu wissen, in welchen Grenzen und in welchem Maß dies, was der hl. Ludwig beschreibt, auch uns betreffen kann.

So sollten wir für Berufungen beten, die „frei sind, die in der Freiheit Gottes und Mariens leben, losgeschält von allem, ohne Vater, ohne Mutter, ohne Brüder, ohne Schwestern, ohne Verwandten dem Fleische nach, ohne Freunde der Welt nach“.

Das bedeutet, dass es sich nicht nur um Vater, Mutter, Bruder und Schwester handelt — was schon nicht wenig ist —, sondern keine Verbindung mit dem Gesamten dessen, was Welt, Gesellschaft bedeutet, mit der ihr eigenen Mentalität, ihrem Stil, ihrer Psychologie. Von all dem soll man losgeschält sein, aber so, dass jegliche Anhänglichkeit verbannt ist.

Stellen wir uns vor, auf einer einsamen Insel wäre das Reich Mariens etabliert worden. Es gäbe dort eine schöne Stadt, wo alles im Sinne und in der Art des Reiches Mariens abläuft. Wir würden dort wohnen, in der Abscheu aller Übel und der Zustände der gegenwärtigen Welt. Ein jeder stelle sich vor, dort leben zu können. Im ersten Moment wären wir bezaubert, begeistert, verzückt. Im zweiten Monat, würden wird alles normal finden. Im dritten würde der Eine oder Andere meinen, dass es wohl an der Zeit wäre, mit der Fähre wieder zurück zum Festland zu fahren.

Gäbe es leider nicht den Einen oder Anderen, der einen Grund finden würde, um zurück zu fahren, weil im Unterbewusstsein ein gewisses Heimweh nach dem, was nicht das Reich Mariens ausmacht? Wir könnten uns vorstellen: Straßen mit wenig Menschen, langsame Bewegungen, sehr bedächtige, einsichtige, gehobene, tugendhafte Menschen mit würdigem und vornehmem Benehmen. Alles würde gemäß der Vernunft und eines gesunden Verstandes ablaufen. Würde das allen gefallen? Ich möchte glauben, der großen Mehrheit schon. Doch dem einen oder anderen möglicherweise nicht. Es wäre sehr gut eine Gewissenserforschung zu machen, um herauszubekommen, ob man zu der einen oder der anderen Gruppe gehören würde. Ich glaube, dies ist ein Punkt, in dem man die hier enthaltene Frage aufgreift und sich stellt: keine Anhänglichkeiten, keine Liebe zu den weltlichen Dingen und der Lage der Welt zu haben.

„Um Sklaven Deiner Liebe und Deines Willens bitte ich; um Männer nach Deinem Herzen, die nicht ihren eigenen Willen durchzusetzen suchen, der sie nur befleckt und hemmt, sondern in allem Deinen Willen tun und gleichwie David mit dem Stock des Kreuzes und der Schleuder des heiligen Rosenkranzes in der Hand, alle Deine Feinde niederschlagen: in baculo Cruce et in virga Virgine“ (Vgl. 1 Kön 17,40 und Ps 22,4).

Betrachten wir diese herrliche Verbindung, die der hl. Ludwig herstellt zwischen den Sklaven aus Liebe zu Gott, die ihren eigenen Willen nicht durchsetzen und doch die Feinde Gottes niederschlagen. Hier sieht man die Fruchtbarkeit des Gehorsams. Wer gehorsam ist, wer fügsam die Absichten der göttlichen Vorsehung befolgt, der zerschlägt die Feinde Gottes. Wer sich den Absichten Gottes nicht fügt, der besiegt nicht die Feinde Gottes.

Was bedeutet hier, keinen eigene Willen haben? Es bedeutet, keinen anderen Willen haben, als nur den, den Gott von uns erwartet. Dass wir nur genau das wollen, was Gott von uns will. Keine schlechten, niedrigen Dinge wollen, sondern nur das, was recht, ordentlich, gemäß der Lehre der Kirche ist. Das bedeutet, keinen eigenen Willen haben. Wer so ist, wird die Feinde Gottes besiegen.

„Seelen, welche wie Wolken der Erde entrückt und erfüllt mit himmlischem Tau, ohne Hindernis überall hinfliegen nach dem Wehen des Heiligen Geistes.“

Das heißt, wer so ist, der ist Fruchtbar; er fliegt überall hin und lässt die Gnaden Gottes allerorten herabrieseln.

„Seelen, die immer für Dich zur Verfügung stehen, immer bereit, Dir zu gehorchen, immer lauschend auf die Stimme ihrer Vorgesetzten, wie Samuel: Praesto sum; immer bereit, hinzugehen und alles mit Dir und für Dich zu leiden, wie die Apostel.“

Das heißt Menschen, die bereit sind, alle Unannehmlichkeiten, jedes Opfer, alle Entsagungen, nicht nur die außergewöhnlichen, sondern die des alltäglichen Lebens, die kleinen und lästigen Dinge des Alltags auf sich zu nehmen. Muss ein Brief geschrieben werden, schreiben; muss man einem lästigen Mitmenschen zulächeln, lächeln; kommt ein ungelegener Telefonanruf, annehmen; trotz Müdigkeit früh aufstehen; und das alles zwei, drei, fünf Mal; kleine Ungerechtigkeiten hinnehmen usw. Das ist die Art des Gehorsams, der hier gelobt wird.

„Diener der seligsten Jungfrau, die wie der hl. Dominikus, die leuchtende und brennende Fackel des heiligen Evangeliums im Munde und den heiligen Rosenkranz in der Hand, überallhin gehen, um zu bellen wie treue Hunde, um zu brennen wie Feuer und um die Finsternis der Welt zu erhellen wie die Sonne. Beglücke uns mit Männern, die durch eine wahre Andacht zu Maria, ohne Heuchelei und Wankelmut, mit Demut, Klugheit und Eifer überall, wohin sie kommen, der alten Schlange den Kopf zertreten.“

Wir sehen hier den versprochenen Sieg denen, die mit Maria vereint sind, die überall dieses Werk des Lichtes verrichten und den Kopf der Schlange zertreten werden.

„Damit so der Fluch sich erfülle, den Du gegen sie geschleudert hast: Inimicitias ponam inter te et mulierem, et semen tuum et semen ipsius : ipsa conteret caput tuum“ (Gen. 3,13).

Das heißt, der Fluch ist noch nicht völlig erfüllt und es ist nötig, dass er sich erfülle. Die Vollführer dieser Aufgabe werden eben die Sklaven Mariens sein. Als Sklaven Mariens dürfen wir erwarten, die Vollführer dieser Aufgabe zu sein.

(*) Freie Übersetzung der Aufzeichnung des Vortrags an ein nicht überliefertes Datum im Jahre 1964. – Plinio Corrêa de Oliveira zum 100. Geburtstag

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