Plinio Corrêa de Oliveira
Am ersten Tag des Unserer Lieben Frau gewidmeten Monats wird der große Apostel, Monsignore Geraldo Proença Sigaud, in einer Unserer Lieben Frau geweihten Kirche die Fülle des Priestertums aus den verehrten Händen des Botschafters des Heiligen Vaters empfangen.
Über das Priestertum zu sprechen bedeutet, über die Eucharistie zu sprechen. Die Heilige Eucharistie, Unsere Liebe Frau und der Papst sind die drei großen Andachten von Monsignore Sigaud. Im Wesen und in den Umständen des erhabenen Aktes, der am 1. Mai stattfinden wird, kommt alles zusammen, was in diesem priesterlichen Herzen brennt und lebt. Wir können uns daher die Gefühle vorstellen, die ihn in diesen Tagen der Einkehr und Vorbereitung, die Monsignore Sigaud im Seminar des Heiligen Geistes durchlebt, zum Schwingen bringen.
Zum geistlichen Fürstentum der Kirche Jesu Christi aufsteigen, die Würde eines Nachfolgers der Apostel empfangen, vor Gott die Erlösung von Zehntausenden von Seelen verantworten, von denen jede so kostbar ist, dass Unser Herr in die Welt gekommen wäre und alles erlitten, was Er erlitten hat, auch wenn es darum ginge nur einen von ihnen zu retten: Ist das nicht der Aufstieg in schwindelerregende Höhen, die eher für Engel geeignet sind als für Menschen?
Mit den Augen des Glaubens betrachtet, fasziniert die Mission des Bischofs durch ihre Erhabenheit, verwirrt jedoch durch ihre Größe. Es ist durchaus verständlich, dass viele Heilige aus Angst davor flohen und andere voller Angst und Zittern sie ausführten. Monsignore Sigaud teilte uns mit, dass er sich erst entschieden habe, das Munus des Episkopats anzunehmen, nachdem er den göttlichen Beistand durch die Feier des Heiligen Messopfers erbeten hatte. Tatsächlich ist grenzenloses Vertrauen in das Wirken der Gnade notwendig, damit eine Seele sich entschließt, der ehrenvollen Einladung des Heiligen Vaters mit Fiat zu antworten.
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Für große Ämter, auserwählte Männer. Es ist durchaus verständlich, dass die Kirche für Funktionen von so höchster Bedeutung in der Christenheit die kostbarste Blüte ihrer Kinder auswählt.
Die Zeitungen, mit ihrem ständigen und sterilen durchwühlen von politischen und wirtschaftlichen Fragen, mit ihrer traurigen Angewohnheit, alle Dinge nur vom rein materiellen Standpunkt aus zu betrachten, verzerren dermaßen die wahren Perspektiven des Lebens auf eine Art und Weise, dass, wenn es leicht ist verständlich zu machen, dass jemand, der Finanzen oder Politik verwaltet, große Qualitäten braucht, ist es sehr schwierig, verständlich zu machen, dass für jemanden, der die Welt der Seelen verwaltet… [abgeschnittener Satz in der Zeitung], die bischöfliche Würde an erster Stelle steht. Aber so ist es.
Der Bischof muss einen Weitblick haben. Es muss klug sein und ständig um sich herum schauen: Genau das bedeutet das Wort Episcopus etymologisch. In den Seelen Lesen, in den Herzen lesen und den Lauf der Ideen erkennen durch die literarischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Schulen, die sich ständig bilden oder verändern, die Entwicklung der Bräuche mit Scharfsinn beobachten, die Bildung überwachen, die Familien schützen, die Schwachen unterstützen, die Autorität ehren, die Bösen bestrafen, den Verirrten Hoffnung eröffnen, die Feinde versöhnen, die Anmaßungen der Bösen einschüchtern, die Leidenden trösten und über die Kranken wachen, das Wort Gottes predigen, die Sakramente spenden, das Opfer feiern, den Glanz des Gottesdienstes fördern, das alles ist die Aufgabe des Bischofs, und die Aufgabe des Bischofs besteht bei weitem nicht nur hierin. Der Bischof muss all die Intelligenz, den ganzen Takt, den ganzen Eifer, die ganze Frömmigkeit, die ganze Belehrung, die ganze Hingabe, den ganzen Fleiß, die ganze Selbstverleugnung, zu der ein Mensch fähig ist, seinem Dienst anvertrauen. Und um dies alles anzuwenden, muss er es besitzen. Es ist daher nicht schwer zu verstehen, wie sehr sich die Kirche darum bemüht, ihre Priester so auszubilden, dass sie den Bischöfen würdig helfen können, und wie sehr sie sich darum bemüht, Bischöfe aus ihren besten Priestern auszuwählen.
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Dies alles gesagt und abgewogen, erwarten wir mit Freude im Herzen die Bischofsweihe von Monsignore Sigaud. Denn egal wie hoch und schrecklich die Rolle ist, Monsignore Sigaud verfügt über alle intellektuellen und moralischen Fähigkeiten, die für solch eine erhabene Würde erforderlich sind. Man könnte nicht mehr oder besseres über einen Mann sagen: Wir sagen es mit Herzen voller Hoffnung, und das Land São Paulo, das gesamte katholische Brasilien, verkündet es gemeinsam mit uns. Wenn wir mit Vorsicht, eine Parallele zwischen den Pflichten eines Bischofs und den Qualitäten von Monsignore Sigaud ziehen, erinnern wir uns an Mazarins Satz über Ludwig XIV.: „Dieser Monarch hat das Zeug für vier Könige.“
Bei Monsignore Sigaud findet man alles, was das brasilianische Volk an Gutes hat. Und um diese Eigenschaften hervorzuheben, mangelt es ihm nicht an der besonderen Note des französischen Genies.
Lassen Sie uns die Freude an diesen Festtagen steigern, indem wir uns schnell an die Eigenschaften erinnern, die unsere Gewissheit nähren. Monsignore Sigaud verfügt über klare, unkomplizierte und beflügelte Intelligenz, neben einer überraschenden Begabung für rein doktrinäre Fragen, über die subtile Fähigkeit zur Unterscheidung und Subunterscheidung, die so charakteristisch für die Kinder der Alterosas (des Bundesland Minas Gerais) ist. Aus dem spirituellen Erbe von Minas Gerais stammte auch er von einem durchdringenden und diskreten Beobachtungsgeist, leicht verschlossen und vorsichtig. Eine starke Vorliebe für kunstbezogene Themen – und zwar für alle Künste – erinnert ihn an seine französische Abstammung. Wenn nicht durch Vererbung, so doch durch Osmose, durch die Tatsache, dass er im Land São Paulo lebte und es liebte, wurde Monsignore Sigaud ein gebürtiger São Paulo: durch den männlichen Adel seiner Haltung, durch seine große und starke Statur, durch die Vornehmheit seiner Gebärden und Physiognomie, seinem Genie, der Entschlossenheit, der Liebe zu seinen unbestechlichen und klaren Haltungen erinnert uns vieles an ihn an den größten und aufrichtigsten Ureinwohner São Paulos unseres Jahrhunderts, nämlich Erzbischof Dom Duarte Leopoldo e Silva.
Diese Besonderheit verdient Aufmerksamkeit. Es gibt pessimistische Kommentatoren, die meinen, die Brasilianer seien notwendigerweise schwach, wankelmütig und gemütlich. In den Reihen unseres Episkopats finden wir bewundernswerte Beispiele, die genau das Gegenteil beweisen. Dom Vital Maria Gonçalves de Oliveira, Dom Duarte Leopoldo e Silva waren Vorbilder an Unerschrockenheit und Festigkeit, an Kampfeslust und heiliger Kühnheit. Monsignore Sigaud ist von diesem Temperament. Von ihm ist alles an wahrer und unbezähmbarer Seelengröße zu erwarten.
Wenn die Gnade und Salbung des Heiligen Geistes im denkwürdigen Moment seiner Weihe auf Monsignore Sigaud herabkommt, werden sie auf einen der erlesensten Söhne herabsteigen, die das brasilianische Volk zur Ehre Gottes hervorgebracht hat.
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Wie können diese Überlegungen abschließen? Durch eine Danksagung und durch eine inständige Bitte. Danksagung, weil Gott Brasilien einen solchen Sohn und der Kirche einen solchen Bischof geschenkt hat. Bitte, die liturgische Bitte, die die Kirche für ihre Bischöfe formuliert: Dominus conservet eum et vivificet eum, et beatum faciat eum in terra. Der Herr behütet ihn und hält ihn am Leben, so dass man ihn glücklich preist auf Erden (und in alle Ewigkeit).
Aus dem Portugiesischen „Dominus conservet eum“ in „Legionário“ vom 27. April 1947.
Diese deutsche Fassung „Dominus conservet eum“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
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