Ein großer Schritt

Plinio Corrêa de Oliveira

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“O Jornal”, Rio de Janeiro, 8/3/1935

„Wenn der Apostel Paulus in unseren Tagen leben würde, wäre er sicherlich Journalist“! Dieser Satz stammt von Louis Veuillot, dem unermüdlichen Verfechter des katholischen Journalismus in Frankreich.

Dies bestätigte der Heilige Vater Pius XI. in dem er feierlich einen Weltkongress der katholischen Presse in den Vatikan einberufen hat, der mit langer Zeit im Voraus vorbereitet wurde und in Anwesenheit des Oberhauptes der Christenheit und des Heiligen Kollegiums eröffnet werden soll.

Eines der Verhaltensmerkmale Pius´ XI. ist, die Gleichzeitigkeit der Bemühungen mit denen er der Katholischen Aktion ein immer tieferes geistliches Fundament zu geben versucht und zugleich mit den modernsten Elementen einer effizienten und kämpferischen Organisation auszustatten.

Für den Geist der Welt gibt es einen unheilbaren Gegensatz zwischen Kontemplation und Aktion, zwischen Gebet und Polemik, zwischen geistlichem Leben und Apostolat.

Und wenn nach seiner Sicht die Kirche keine größeren Triumphe erringt und keinen größeren Einfluss erlangt, dann verdankt sie dies gerade ihrer Bindung an die Frömmigkeit, die sie ablegen sollte, um ein Handeln zu entwickeln, das eher dem „20. Jahrhundert“ entspricht.

Mittlerweile befinden wir uns bereits im 3. Jahrzehnt dieses stolzen Jahrhunderts. Alles, was er mit seinem „organisatorischen Geist“, mit seiner „Dynamik“, mit seiner Elektrizität aufbauen konnte, wird langsam untergraben oder unbrauchbar gemacht durch dieselben Keime der Unordnung und des Anarchismus, die er auf Gebiet der Mechanik, der Wirtschaft, der Industrie so gut zu überwinden wusste, die sich aber weit in den höheren Regionen des Geistes ausgebreitet haben, von dem die Regierung über das Leben der Menschen ausgeht.

Die „Katholische Kirche“ ging anders vor:

Ihr Bemühen bestand stets darin – und es sind schon zweitausend Jahre lang ständige Siege ihrer Taktik -, den Geist den Wahrheiten unterzuordnen, die ihn leiten sollen. Und dann, erst dann, versucht sie als Nebenanliegen, ihre apostolische und aufbauende Tätigkeit zu disziplinieren und sie an die vielfältigen Anforderungen der tausend und einen Umgebungen anzupassen, mit denen sie in ihrer langen Geschichte konfrontiert war.

Und genau aus diesem Grund, wenn alles rund herum zusammenbricht, behaupten sich die Ankündigungen des großen Sieges, den sie erringen wird über den von Luther ausgelösten und von Karl Marx zum Ende seiner Entwicklung geführten Geist der Revolution, viel sicherer als alles:

Uns scheint es das törichte Lächeln zu sehen, mit dem viele Gegner der Kirche kürzlich über die Bemühungen des Heiligen Stuhls bei der Abhaltung der eucharistischen Weltkongresse wahrnahmen und sich dabei dachten: „Wie? Während die Welt um das Brot bittet, das den Hunger des Leibes tötet, kommt die Kirche immer noch daher, sie über das Brot zu unterhalten, das nur den Geist sättigt? Wagt sie immer noch, über den Geist zu sprechen, wenn die durch Hunger verbitterte Materie im bas-fond unserer Zivilisation heult und die Stabilität der solidesten Institutionen in Schach hält? Was noch können wir an dieser einzigartigen Verirrung bewundern, den Geist des Widerspruchs, der den Vatikan beseelt, oder die Blindheit, mit der die Welt in den Tod läuft?“

Die Antwort übernehmen die Fakten.

Rund um die eucharistische Wiedergeburt, die das Ergebnis der Ordnung ist, die dem Geist durch seine Gemeinschaft mit dem Schöpfer eingepflanzt wurde, bildet sich eine bewundernswerte Blüte katholischer Aktionswerke.

Diese Tatsache zeigt, dass die Ordnung, die in katholischen Lagern zunehmend herrscht, und spontan in die Aktion übergeht. Vorerst führt sie sie direkter zu ihrem Zweck. Dann stattet sie sie mit größerer Effizienz aus. Schließlich koordiniert sie spezielle Anstrengungen, um sie auf ein höchstes Ergebnis auszurichten, das Ergebnis harmonischer und intelligenter Aktivität.

Damit gelangt die Kirche, über einen anderen Weg als den unserer heutigen Welt, zu Ergebnissen, die die heidnische Zivilisation nie erreicht hat. Weil die Eine auf dem Geist aufgebaut hat, der Fels ist. Die andere hat auf Materie aufgebaut, die Sand ist. Als die Stürme ausbrachen, fiel, was zerbrechlich war, und was fest war, blieb stehen. Das ist der tiefe Sinn der unterschiedlichen und manchmal verunsichernden Aktivitäten von Pius XI.

Der Papst der Eucharistie und der geistlichen Exerzitien ist genau derjenige, der anordnet, dass die Nutzung von Elektrizität auf alle alten Gottesdienste des Vatikans ausgeweitet wird, der die offizielle Nutzung von Autos in seinem Staat einführt, der im Vatikan einen Radiosender aufbaut, der sich rühmt der Beschützer von Marconi und Edison zu sein.

Andererseits ist er genau der Papst der Katholischen Aktion, der Papst, dem es so sehr darum geht, die Laien in einer wahren Armee von Vereinen zu organisieren, die mit spezialisierten und modernisierten Funktionen betraut sind; es ist genau dieser Papst, der sich leidenschaftlich für die Altertümer des Vatikans interessiert, der fleißige Forscher und Restaurator uralter Manuskripte, der überzeugte Verteidiger des Zeremoniells des Päpstlichen Gerichtshofs, den einige profane Geister gerne demokratisiert sehen würden.

Und selbst jetzt sehen wir, wie er mit großer Vorankündigung und einem bemerkenswerten Luxus an Sorgfalt einen Weltkongress der katholischen Presse organisiert, der im Vatikan in Anwesenheit seiner selbst und des gesamten Heiligen Kollegiums eröffnet werden soll.

Die brasilianischen Katholiken sollten selbst darin ein herausragendes Beispiel sehen. Was ihnen aber allzu häufig fehlt, ist ein Verständnis für den Geist des Papstes, der der Geist der Kirche ist. Wie viele von uns haben weder die Bindung an Traditionen noch die Modernität des Handelns verinnerlicht, und bleiben im Handeln immer routiniert und zerstörerisch im Umgang mit Dingen der Vergangenheit?

Dies geschieht zum Beispiel mit der katholischen Presse. Wie ist es zu erklären, dass es in Brasilien nicht mindestens zwei Dutzend große katholische Zeitungen gibt, die regelmäßig in allen wichtigen Städten erscheinen? Reine Routine.

Und dass der Katholik, und insbesondere der „reiche“ Katholik, immer noch nicht die Notwendigkeit versteht, die Handlungsmethoden der Kirche zu aktualisieren? Wenn es darum geht, ein Krankenhaus zu bauen, das Körper heilt, schon ist er bereit seine Geldbörse zu öffnen. Wenn es um  ein Werk katholischer Aktion geht? Da ist er zurückhaltend oder gleichgültig. Und doch heilt die katholische Aktion, wenn sie nicht Körper heilt, die früher oder später zur Verderbnis verurteilt sind, so doch unsterbliche Seelen, die dazu geschaffen sind, Gott zu verherrlichen! Gegen diese Routine ist es der Papst selbst, der jetzt das Feuer eröffnet.

Die besten Ergebnisse sind daher vom Weltkongress der Katholischen Presse zu erwarten.

In einer Geste tiefen Verständnisses für die Gegenwart wollte Seine Heiligkeit mit seinen erhabenen Händen persönlich die Sache der katholischen Presse fördern.

Dies ist ein großer Schritt zum Sieg des katholischen Journalismus.

Möge die brasilianische Bevölkerung, die den Anweisungen des Heiligen Stuhls stets so folgsam gegenübersteht, die hohe Bedeutung der päpstlichen Geste deutlich erkennen. In der Lösung des Problems der katholischen Presse liegt eine der Voraussetzungen für den Erfolg der katholischen Aktion in Brasilien.

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Anmerkung: Ein großer Schritt – Dieser Artikel wurde auch in „Diário de S. Paulo“ am 8.3.1935, S. 3, veröffentlicht. Da wir das Datum, an dem dieser Artikel im „Jornal“ von Rio de Janeiro veröffentlicht wurde, nicht haben, haben wir uns dafür entschieden, das Datum anzugeben, an dem er im „Diário de S. Paulo“ veröffentlicht wurde.

(Copyright von „Diários Associados“)

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Aus dem Portugiesischen “Um grande passo” in “Jornal“ vom 8. März 1935

Die deutsche Übersetzung „Ein großer Schritt“ erschien zuerst in www.p-c-o.blogspot.com 

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