Plinio Corrêa de Oliveira

 

Unsere Liebe Frau von Garaison

und das Vetrauen

 

 

 

 

 

 

 

 

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Nach Brand geborgen                              Nach der Restaurieung 1958

Ich habe hier einen Text aus dem Buch L'Itinéraire de la Vierge von Pierre Molaines: „Unsere Liebe Frau des Mitleids von Garaison“.

Er schreibt folgendes: „La Lande du bouc“ (die Region des Ziegenbocks) in der Gascogne wurde von den Bauern seit Jahrhunderten so genannt, weil dort der Teufel unter der Form eines Ziegenbocks erschien, um dem allgemeinen Sabbat der Hexer der Gascogne vorzustehen. Es war eine wilde, kalte, trostlose, buschige, verrufene Weite, heimgesucht von Straßenräubern und menschenfressenden Wölfen, ein Gebiet von Zaubereien, Legenden, langen Wintern und endlosen Echos schaudererregende Stimmen und Laute. Hinter jedem Busch lauerte Gefahr, Geheimnis, Fluch, Betrug. Dieser verruchte Ort wurde von Unserer Lieben Frau erwählt, einem Mädchen zu erscheinen, als eine große Hungersnot die Region heimsuchte.

Das kleine Mädchen hütete ein paar abgemagerte Schafe im Tal von Garaison. Zu dieser Zeit (1510 oder 1515) kannten die kleinen Bauern nur Verzweiflung und Hunger. Die Ställe, die Wohnhütten und die Mägen waren leer. Dieses kleine Mädchen hieß Anglèse, das heißt Angela oder Angelica, Tochter eines Herrn Guilhem de Sagazan, ein armer unter den Ärmsten. Sie lebte mit ihrer Familie in eine elende Hütte aus Lehmwänden und einem Strohdach. Sie war zehn oder zwölf Jahre alt, eine reine Seele, große Unwissenheit über alles außer dem Elend, aber eine große Liebe zu allen, besonders zu ihrer Familie und zum Lieben Gott. Sie weinte oft, weil der Schmerz, die Sorgen um die nutzlose Arbeit ihres Vaters und ihrer Mutter sie bedrückte. Sie betete oft weil sie sich in der Gesellschaft der Heiligen Jungfrau und der Engel wohl fühlte.

Jeden Tag ging sie durch das Moorland, um ihre Schafe zu weiden. An einem Frühlingsmorgen, der Ginster Blühte in all seiner Pracht, saß Anglèse unter einem Weißdorn und aß eine Kruste Schwarzbrot, auf halber Höhe des Hügels, nicht weit von ihrer Hütte entfernt. Plötzlich fiel ein helles Licht auf das Kind und hüllte es vollständig ein. Eine Dame stand vor ihr, weiß gekleidet, lächelnd und liebenswürdig, schöner als die aufgehende Sonne.

„Hab keine Angst, sagte sie der überraschten Hirtin, ich bin Maria, die Mutter Gottes. Komm meine Tochter, geh zu deinem Vater und sage ihm, er soll dem Pfarrer mitteilen, hier eine Kapelle zu bauen, weil ich diesen Ort erwählt habe, um hier meine Gaben zu verteilen.“ Nach diesen Worten sah Anglèse sie nicht mehr. Sie beeilte sich die Herde zu sammeln und rann, ihrem Vater alles zu erzählen. Anglèse hat nie gelogen, und ihr Vater zögerte nicht, dem Pfarrer sofort zu berichten was passiert war. Dieser aber bat ihn um ein Zeichen als Beweis für den Auftrag.

Am nächsten Tag, saß Anglèse an der gleichen Stelle, und aß ihr Schwarzbrot. Wieder erschien die Muttergottes und wiederholte ihre Bitte. Das Mädchen sagte ihr, der Pfarrer wolle aber ein Zeichen haben, ohne das er nichts unternehmen werde. Die Dame wiederholte den Auftrag und verschwand. Wieder ging es mit dem Vater zum Pfarrer, der sagte „Ohne Beweise, keine Handlung“.

Darstellung der dritten Erscheinung

Am nächsten Tag, es war ein  Samstag, setzte sich Anglèse wieder  an die gleiche Stelle. Diesmal kamen ihre Eltern und Freunde mit, und standen neugierig in angemessener Entfernung. Die Dame erschien wieder und wiederholte ihre Bitte. Anglèse allein sah sie, aber alle hörten die melodische Stimme der Muttergottes.

„Wenn der Pfarrer kein Zeichen bekommt, sagte die Hirtin, wird er nichts unternehmen“.

„Schau in deine Brottasche und zu Hause in euren Brotkasten“, antwortete die Dame, und verschwand.

Das Kind sah in seinen Korb, in dem es eine Kruste Schwarzbrot als Mittagessen hatte. Sie fand jedoch jetzt ein schönes Stück Weißbrot. Alle eilten zur Hütte, um in den Brotkasten zu schauen. Es hätten drei Laibe Schwarzbrot drinnen sein sollen. Doch er war voll bis über den Rand mit Weißbrotlaiben. Der Pfarrer ergab sich den Beweisen. Eine feierliche Prozession wurde organisiert, ein Kreuz wurde in den einst verfluchten Ort errichtet. Dort wurde zu Ehren der Muttergottes des Erbarmens von Garaison, eine Kapelle gebaut, die zu einem der größten Wallfahrtsorte in Frankreich wurde.

Bis hier die Erzählung von Pierre Molaines.

Wir Haben hier ein Ereignis, das auf den ersten Blick vielen anderen ähnelt, die von Erscheinungen der Muttergottes berichten. Ein verfluchter Ort; an diesem verfluchten Ort behauptet die Muttergottes ihren Triumph. Sie äußert eine Bitte, die zunächst von der Hauptperson abgelehnt wird, und Beweise haben will. Diese Beweise werden dann auf üppige Weise gegeben und die Botschaft wird angenommen: ein Heiligtum wird gebaut und Unsere Liebe Frau beginnt, ihre Gaben zu verteilen.

Hier gibt es aber einige Details, die gerade weil sie wiederholt werden, darauf hinweisen, was man in einem gewissen Sinn als Gewohnheit Unserer Lieben Frau bezeichnen könnte. Und weil sie auf eine Gewohnheit der Muttergottes hinweisen, sind sie uns besonders wertvoll.

Erstens diese Tatsache, dass Unsere Liebe Frau an einem verruchten Ort erscheint. Ein Ort, der von Dämonen befallen ist und an dem es sehr wahrscheinlich ist, dass die teuflischen Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben. Denn nach der Verdammung des Teufels gibt es ein Zusammenhang mit ihm und allem, was in der Natur schlecht ist, was hässlich ist, was falsch ist. Der Teufel mag [tatsächlich hat er keinen Geschmack] das Abscheuliche, den Schmutz, die Fäulnis, er ist immer unglücklich, und versucht, solche Orte besonders zu befallen.

Er manipulierte es dort, an einem Ort mit einer abscheulichen Materie, mit einer halb zersetzten Materie, wie diesem Moorschlamm. Er benutzte es dort, um schreckliche Figuren oder Bewegungen erscheinen zu lassen. Natürlich liegt es daran, dass zwischen ihm und dem Schlamm eine Art Einigkeit besteht. Schlamm ist das Symbol der Sucht. Wenn wir über eine schmutzige Seele sprechen wollen, sagen wir, dass es eine schlammige Seele ist. Wir verstehen, wie der Teufel mit dem Schlamm sympathisieren kann.

Tatsächlich lehrt uns der hl. Thomas von Aquin diese sehr interessante Sache: Nach dem letzten Weltgericht und die zur Hölle verurteilten dort hineingestürzt wurden, werden auch bestimmte sehr abscheuliche Materien in die Hölle geworfen. Also, Schlamm, Dreck, Sauereien usw., alles wird mit den Dämonen in die Hölle geworfen. Es wird ein Reinigungsfeuer geben, das alles verbrennt, was verderblich ist, und was dann als Trümmer noch übrigbleibt, wird in die Hölle geworfen. Es ist ein Hinabstürzen von Schmutz und Trümmern in die Hölle, wodurch man verstehen kann, wie sich der Teufel heimisch fühlt, wenn er solchen Unrat hier auf Erden vorfindet.

Dies erklärt auch, warum in Teufelskulten die Gegenstände aus schmutzigen, verdorbenen, übelriechenden Materialien hergestellt werden. Es ist so, weil der unreine Geist nur mag, was unrein ist.

Also, es gibt einen Ort, an dem es diese Konzentration von teuflischen spirituellen und materiellen Schmutzfaktoren vorhanden ist. An diesem Ort beschließt die Muttergottes zu erscheinen und regieren. Was bedeutet das? Ist es einfach ein Zeichen ihrer Macht? Es würde ausreichen, wenn es ein Zeichen ihrer Macht wäre. Aber es ist viel mehr als ein Zeichen der Macht, es ist das Zeichen dafür, dass Ihre Macht etwas Besonderes ist: dass sie das Unreinste nimmt und es, wenn sie es will, vollständig regeneriert. Das soll uns Mut machen bezüglich unserer Seelen.

Gnadenkapelle mit Hauptportal

Je mehr wir versucht werden, desto mehr müssen wir auf Unsere Liebe Frau vertrauen. Sie, die in der Lage ist, den Geist der Finsternis mit tosender Kraft zu besiegen, wann immer sie will und wo immer sie will, ohne jegliche Mühe, weil sie die Königin aller Schöpfung ist und der Teufel schreckliche Furcht vor ihr hat; sie kann jederzeit irgendwo den Geist der Finsternis zertrümmern und ihre eigene Herrschaft, ihre eigene Souveränität errichten. Um uns Vertrauen bei den Versuchungen des Teufels zu geben, damit wir verstehen, dass diese Versuchungen jederzeit durch eine sehr heiligende und sehr gütige Gnade ersetzt werden können, geht sie so vor, damit wir verstehen, dass je hartnäckiger, je widerstandsfähiger, je widerspenstiger der Teufel auch sein mag, ist es für den, der zu beten weiß, für den, der sich an sie zu wenden weiß, keine Gefahr.

Aber es gibt noch mehr: Unsere Liebe Frau zeigt dort an, dass sie eine verschmutzte Seele, eine sündige Seele, nehmen kann und dass sie durch ihre Einwirkung diese Seele in ein Heiligtum verwandeln kann. Sie kann eine Fehlerträchtige, voller Süchte, mit Sünden beladene Seele nehmen, und sie kann sozusagen einfach ihre Hand auf diese Seele legen, und diese Seele kann sich verwandeln.

So wie auf ihrer Bitte in Kana das Wasser in seiner Substanz verändert wurde - Unser Herr hat befohlen, dass das Wasser sich in Wein verwandele -, so kann auch Unsere Liebe Frau jederzeit so reichliche Gnaden für eine Seele erlangen, dass die ekelhafteste Seele, die schmutzigste Seele, die vom Teufel am meisten befallene Seele, sich von einem Moment zum nächsten verändern und zu einer Seele Unserer Lieben Frau werden kann. Das heißt, dies ist eine weitere Tatsache, die dadurch symbolisiert wird, dass die Muttergottes dort ein Bild haben möchte, ein Heiligtum.

Nun, sie kommt und erscheint dort einer Hirtin. Wir sehen die Beharrlichkeit, mit der Unsere Liebe Frau Hirtenkinder, und unschuldigen Menschen auf dem Land erscheint. Warum das? Weil in Städten die Menschen eher materialistisch, sinnlich sind, nach Größe und den angenehmen Dingen dieser Welt suchen. Auf dem Land kann das Leben viel einfacher heilig sein. Der hl. Vinzenz von Paul, der aus einer sehr bescheidenen Bauernfamilie stammte – nachdem man vernommen hatte, dass er ein Priester war, der bei den berühmtesten Persönlichkeiten des Hofes und selbst bei der Königin Jeanne d'Autriche einen hohen Stellenwert genoss -, erhielt eine Bitte, für jemanden eine Anstellung in der Stadt zu ermöglichen. Er schickte diese Antwort: „Verlassen Sie sich niemals auf mich, denn ich werde meine Verwandten niemals vom Land, wo sie leicht gerettet werden können, in die Stadt bringen, in der sie kaum gerettet werden! Erwarten Sie das nicht von mir!“

Wir können verstehen, dass diese Hirtenkinder eine offenere, unprätentiösere, desinteressiertere, natürlichere Seele im guten Sinne des Wortes natürlich haben. Wir verstehen, dass die Muttergottes diese Wahrheit noch einmal betonen wollte, indem sie einer kleinen Hirtin erschien.

Die Folgen sehen wir im Nachhinein. Während der Teufel durch Schlamm, Unrat und Dreck kramt, was sind die Werke Unserer Lieben Frau? Es sind Wunder! Sie bitten um ein Zeichen, und sie gibt großzügige Zeichen! Ein winziges Zeichen und ein riesiges Zeichen. Ein winziges Zeichen, das im Leben einer Hirtin so wichtig ist, sie sucht in ihrer Tasche und findet Anstelle des Schwarzbrotes ein wunderschönes Weißbrot. In Europa ist Schwarzbrot das Brot der Armen und Weißbrot ist das Brot der Reichen. Für ein Mädchen ist es also ein wahres Geschenk, ein schönes Stück Weißbrot in seiner Tasche zu finden! Aber dann gehen sie nach Hause, und finden Weizen in Überfluss und in ausgezeichnetem Zustand!

Es sind die Anzeichen der Großzügigkeit Unserer Lieben Frau. Manchmal kann es vorkommen, dass sie auf sich warten lässt; wenn sie dann aber gibt, gibt sie das Doppelte, gibt sie viel. Warum? Weil sie die Mutter der Barmherzigkeit ist! Wir brauchen nur zu bitten, und sie gibt es uns. Wenn sie Weizen gibt, was für das ewige Leben doch so wenig wert ist, wie viel mehr wird sie uns dann Gottes Gnaden schenken? Es geht darum, zu bitten, und wir werden es erhalten.

Hier sehen wir, wie viele Lehren in einem Ereignis enthalten sind, das so einfach, so schön in seiner eigenen Einfachheit ist und wie es uns zu zwei Dingen führt: dem Teufel mit Mut zu begegnen - als erstes - nicht im Namen unserer Macht, weil er ein Engel ist; ein gefallener Engel, aber unermesslich stärker, lichtvoller, mächtiger als wir, aber durch die Macht Unserer Lieben Frau.

Und zweitens, um dem Schutz Unserer Lieben Frau unsere geistigen und zeitlichen Bedürfnisse anzuvertrauen und blind zu vertrauen; auch für die Bedürfnisse unseres Nächsten, für die Bedürfnisse unserer Gruppe, für die Bedürfnisse der heiligen römisch-katholischen Kirche, die heute die größte Bettlerin der Welt ist: die verlassenste, die verleugneste, die verachteteste, der entstellteste, die am meisten mit den Füßen getretene! Sie, die von Rechtswegen die Königin der Welt ist und das Zentrum aller Schönheiten des Universums! Lasst uns an dieser Stelle unser Mitleid zur heiligen römisch-katholischen apostolischen Kirche ausdrücken und die Muttergottes bitten, der heiligen Kirche alle Gnaden zu geben, die wir aus der Liebe, die wir zu ihr haben, ihr wünschen.

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer eines Vortrages von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira am 12. März 1970.

Bild der Kapelle mit Hauptportal: von Patrice Bon — Travail personnel, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84355735

Bilder der Statue: Wie sie aus dem Brand geborgen wurde. Nach der Restaurierung 1958.

Anhang aus http://www.garaison.com/le-sanctuaire/

25 Jahre nach den Erscheinungen entstand die heilige Stätte…

… 1590 wurde die Statue der Pietà aus Zedernholz von hugenottischen Soldaten ins Feuer geworfen: 2 Stunden später konnte sie unversehrt geborgen werden (s. Bilder oben): seither wird sie verehrt als „Wunder wirkende Statue“. Von überallher strömten Kranke herbei, sehr viele Gnaden wurden gewährt; die Jungfrau erhält den Titel „Genesende“ in der lokalen Sprache: „Unsere Liebe Frau von Garaison“ (von der Genesung)

Im 19. Jahrhundert entstand die Kongregation der Missionare von der Unbefleckten Empfängnis (genannt die Patres von Garaison).

Sie gründen ein Schulinstitut und die Marienstatue wurde 1865 von Mgr Laurence gekrönt. Von Garaison kamen die ersten Pfarrverweser in das neue Sanktuarium mit weltweiter Berufung: LOURDES.

Heute ist dort eine neue Gemeinschaft: die Patres vom Heiligen Kreuz. Sie haben die Nachfolge angetreten für die Ausstrahlung von Garaison.

© Nachdruck der deutschen Fassung dieses Beitrags ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Dieser Beitrag erschien in deutscher Sprache zuerst im Blog Plinio Corrêa de Oliveira zum  100. Geburtstag.


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