Plinio Corrêa de Oliveira

 

 

Luther dachte, er sei göttlich!

 

 

 

“Folha de S. Paulo”, 10.1.1984 (*)

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Ich verstehe nicht, wie Männer der heutigen Kirche, einschließlich der gebildetsten, gelehrtesten oder berühmtesten, die Gestalt des Häresiarchs Luther, mythologisieren, um eine ökumenische Annäherung direkt mit dem Protestantismus und indirekt mit allen Religionen, philosophischen Schulen u.a.m., zu fördern. Erkennen sie nicht die Gefahr, die uns alle am Ende dieses Weges erwartet, nämlich die weltweite Bildung eines unheimlichen Supermarktes von Religionen, Philosophien und Systemen aller Schattierungen, in dem Wahrheit und Irrtum fraktioniert, vermischt dargestellt, und in ein Wirrwarr versetzt werden? Abwesend von der Welt wäre nur, — wenn es so weit kommen könnte — die totale Wahrheit; das heißt, der lupenreine und makellose römisch-katholische apostolische Glaube.

Über Luther — dem gewissermaßen der Ausgangspunkt für dieses Streben nach dem totalen Wirrwarr zusteht— veröffentliche ich heute ein par weitere Themen, die den Geruch seiner aufrührerischen Figur in diesem Supermarkt oder vielmehr in diesem Leichenschauhaus der Religionen, Philosophien und des menschlichen Denken verbreiten.

Wie im vorigen Artikel versprochen, entnehme ich sie aus dem großartigen Werk von Pater Leonel Franca SJ, „Die Kirche, die Reformation und die Zivilisation“ (Editora Civilização Brasileira, Rio de Janeiro, 3. Aufl., 1934, 558 S.). 

„Nach der Verkündigung unserer Lehre gaben die Menschen sich dem Raub, der Lüge, der Täuschung, der Schande, der Trunkenheit und allerlei Laster hin. Wir haben einen Dämon (das Papsttum) vertrieben und es kamen sieben Schlimmere.“

Ein absolut charakteristisches Element der Lehre Luthers ist die von der Rechtfertigung unabhängig der Werke. In einfachen Worten, dass die überschwänglichen Verdienste unseres Herrn Jesus Christus allein der Menschheit die ewige Errettung versichern. Demnach kann man auf dieser Erde ein Leben der Sünde führen, ohne Gewissensbisse, noch Furcht vor der Gerechtigkeit Gottes.

Die Stimme des Gewissens war für ihn nicht die der Gnade, sondern die des Teufels!

1. Deshalb schrieb er einem Freund, dass der vom Teufel belästigte Mensch von Zeit zu Zeit „mehr trinken, spielen, sich amüsieren und sogar einige Sünden aus Hass und Absicht gegen den Teufel begehen sollte, damit wir ihm nicht die Möglichkeit geben unser Gewissen mit Kleinigkeiten zu stören (...) Der ganze Dekalog muss sich in unseren Augen und in unserer Seele auslöschen, die wir vom Teufel dermaßen verfolgt und belästigt werden.“ (M. Luther, „Briefe, Sendschreiben und Bedenken“, Ed. De Wette, Berlin, 1825-1828; Franca, S. 199-200).

2. In diesem Sinne schrieb er auch: „Gott zwingt dich nur zu glauben und zu bekennen. In allen anderen Dingen lässt er dich frei und Herr darüber, zu tun, was du willst, ohne jegliche Gefahr für das Gewissen; eher ist es wahr, dass er sich an sich gar nicht drum kümmert, selbst wenn du deine Frau verlassen würdest, vor deinem Meister fliehen würdest und keiner Bindung treu seiest. Und was geht es Ihn an (Gott), wenn Du solche Dinge tust oder nicht tust?“ („Werke“, Weimar, 12. Aufl., S. 131ff.; Franca S. 446).

3. Vielleicht noch nachdrücklicher ist diese Anstiftung zur Sünde in einem Brief an Melanchthon vom 1. August 1521: „Sei ein Sünder und sündige kräftig (esto peccator et pecca fortiter), aber glaube mit noch größerer Festigkeit und freue dich in Christus, dem Überwinder der Sünde, des Todes und der Welt. Während des gegenwärtigen Lebens müssen wir sündigen. Es genügt, dass wir durch die Gnade Gottes das Lamm kennen, das die Sünden der Welt wegnimmt. Von ihm werden wir nicht durch die Sünde getrennt werden, auch wenn wir täglich Tausend Morde und Tausend Ehebrüche begehen.“ („Briefe, Sendschreiben und Bedenken”, 2. S.37; Franca S. 439) 

„Luther im Wormser Reichstag“, Anton von Werner, (1843-1915), entstanden 1877

4. So zerzaust ist diese Lehre, dass Luther selbst nur schwer an sie glauben konnte: „Es gibt keine Religion auf der ganzen Erde, die diese Rechtfertigungslehre lehrt; ich selber wenn ich sie dennoch öffentlich lehre, habe ich privat große Schwierigkeit an sie zu glauben.“ (Werke, Weimar, 25, S. 330; Franca, S. 158)

5. Aber die verheerende Wirkung dieser zugestandenen unaufrichtige Predigt Luthers, erkannte er selbst: „Das Evangelium findet heute Anhänger, die überzeugt sind, dass es nichts weiter sei als eine Lehre, die dazu dient, den Bauch zu füllen und allen Launen freien Lauf zu lassen.“ (Werke, 25, Weimar, 33, S.2; Franca, S. 440)

Über seine evangelischen Gefolgsmännern sagte Luther, „sie sind sieben Mal schlechter als zuvor. Nach der Verkündigung unserer Lehre gaben die Menschen sich dem Raub, der Lüge, der Täuschung, der Schande, der Trunkenheit und allerlei Laster hin. Wir haben einen Dämon (das Papsttum) vertrieben und es kamen sieben Schlimmere.“ (Werke, Weimar, 28, S. 763; Franca S. 441)

„Nachdem wir verstanden haben, dass die guten Werke für die Rechtfertigung nicht notwendig sind, sind wir in der Praxis des Guten viel zurückhaltender und kälter geworden (...). Und wenn man heute zum alten Zustand der Dinge zurückkehren könnte, wenn die Lehre der Notwendigkeit der guten Werke zum Heilig werden wiederbelebt würde, eine andere wäre unsere Bereitwilligkeit und Bereitschaft, Gutes zu tun“. (Werke, Weimar, 27, S. 443; Franca, S. 441)

6. All diese Geistesverwirrungen erklären, dass Luther zur Raserei des satanischen Stolzes kam und von sich selbst sagte: „Scheint euch dieser Luther nicht ein extravaganter Mensch zu sein? Was mich betrifft, denke ich, dass er Gott ist. Wie sonst hätten seine Schriften und sein Name die Macht, Bettler zu Königen zu machen, Esel zu Ärzten, Fälscher zu Heiligen, Schlamm zu Perlen!“ (Werke, Ed. Wittenberg, 1551, 4, S. 378; Franca S. 190)

7. Zu anderen Zeiten war Luthers Selbstverständnis viel objektiver: „Ich bin ein Mann, der in der Gesellschaft exponiert und involviert ist, im Lotterleben, in fleischlichen Bewegungen, in Vernachlässigung und in anderen Krankheiten, zu denen sich die meiner eigenen Aufgaben hinzufügen“ („Briefe, Sendschreiben und Bedenken“, 1., S.232; Franca, S. 198). Nachdem Luther 1521 in Worms exkommuniziert wurde, ergab er sich dem Müßiggang und der Trägheit. Am 13. Juli schrieb er an einen anderen protestantischen Führer, Melanchthon: „Ich finde mich hier, töricht und verhärtet, im Müßiggang versunken, oh Schmerz!, ich bete wenig und höre auf, für die Kirche Gottes zu jammern, weil ich in meinem widerspenstigen Fleisch brenne unter großen Flammen. Kurz gesagt, ich, der ich den Eifer des Geistes haben muss, habe den Eifer des Fleisches, der Lüsternheit, der Faulheit, des Müßiggangs und der Schläfrigkeit.“ (Briefe, Sendscheiben und Bedenken, 2., p. 22; Franca, S. 198).

In einer Predigt von 1532: „Was mich angeht, so gestehe ich — und viele andere könnten zweifellos ein gleiches Bekenntnis ablegen - dass ich schlampig in der Disziplin wie im Eifer bin, bin jetzt viel nachlässiger als unter dem Papsttum; niemand hat jetzt für das Evangelium den Eifer, den man früher gesehen hatte.“ (Sämtliche Werke, 17. S.353; Franca, S. 441)

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Was für Gemeinsamkeiten können wir zwischen dieser Moral und der der Heiligen Römisch-Katholischen Apostolischen Kirche finden?

(*) Plinio Corrêa de Oliveira zum 100. Geburtstag


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